geboren in Mannheim, betreute das Projekt des Liuto forte als Entwicklungsingenieur. Ausgebildet in Feinwerktechnik und Elektronik, war er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1989 Laborleiter für Entwicklung bei einem international renommierten Hersteller feinmechanischer und medizinischer Geräte in Freiburg/Breisgau. Benno Streu befaßte sich seit 1959 mit der Akustik und Restaurierung von Musikinstrumenten, insbesondere der spanischen Gitarre und galt als einer der weltweit besten Kenner dieses Instruments. Sein profundes Wissen um das Schwingungsverhalten von Decken auf Zupfinstrumenten war von entscheidender Bedeutung für die Konstruktion des Liuto forte.
Benno Streu war für einige ein Magier, für manche ein Scharlatan und für andere ein Genie. Schon nach wenigen Monaten der Zusammenarbeit mit ihm gab es für mich keinen Zweifel mehr, daß letztere Einschätzung die richtige ist.
Die Fähigkeit, den Klang eines Musikinstrumentes noch nach dem Zusammenbau zu steuern, wird Instrumentenbauern von Seiten ihrer Kunden meist stillschweigend unterstellt. Instrumentenbauer ziehen es vor, sich darüber nicht allzu weitläufig zu äußern, was ebenso Raum für tatsächliche Fertigkeiten wie auch für gewisse Illusionen ihrer Kunden läßt.
Wenn es heißt, daß die Kunst eines guten Instrumentenbauers nicht darin bestehe, hin und wieder ein großartiges Instrument zu bauen, sondern dies regelmäßig zu tun, dann kommt dem tatsächlichen Vermögen der Klangsteuerung auch nach dem Zusammenbau allerdings eine erhebliche Bedeutung zu.
Benno Streu war kein Instrumentenbauer sondern Ingenieur. Eine Gitarre, die er vor vielen Jahren erwarb und deren Klang ihn nicht befriedigte, veranlaßte ihn zu Untersuchungen, was der Grund dieses Unbehagens war. Es wurde der Beginn eines erstaunlichen Weges, der ihn zu immer tieferen Einsichten in die Funktionsweise eines Zupfinstrumentes führte.
Als ich ihn und seine wunderbare Frau Gisela kennenlernte, befand er sich auf der Höhe eines Verständnisses, das dem eines Arztes glich, der nicht nur unfehlbare Diagnosen zu stellen vermag, sondern auch unverzüglich Hand anlegt, um das Übel zu beseitigen. Ich habe oft genug erlebt, wie Benno Streu – einem erfahrenen Akupunkteur gleich – sich fertiger Instrumente annahm, die kleinere oder größere Blockaden aufwiesen oder deren Potential noch nicht völlig erschlossen war. Das Ergebnis verblüffte nicht nur deren Besitzer, sondern ebenso die Hersteller, von denen einige unverzüglich seine Schüler wurden, während andere es vorzogen, in Skepsis zu verharren.
Für jene, die Benno Streu kannten, ist es überflüssig zu erwähnen, das er ein brillanter Handwerker und feinfühliger Restaurator war. Zu seinen vermutlich weitreichendsten Entdeckungen gehört die Entschlüsselung des Geheimnisses der Holzpaarung aus der Blütezeit des Lauten – und Streichinstrumentenbaus. Es gelangt bei allen Liuti forti zur Anwendung.
Die Vision einer neuen Laute wäre ohne den Rat und die praktische Hilfe von Benno Streu nur ein schöner Traum geblieben. Für mich leuchtet sein Name ebenso hell wie der der bedeutendsten Gitarren- und Lautenbauer.
André Burguete
Siehe auch: www.gourmet-guitars.com/experts.asp