Wer von einer chörigen Laute in historischer Bauweise nur jeweils die zweite Saite entfernt, wird hinsichtlich des verbleibenden Klanges eine Enttäuschung erleben. Einzelsaiten erfordern auch auf historischen Lauteninstrumenten wie Theorbe, Arciliuto oder Gallichon eine deutlich höhere Spannung. Der Klang solcher Instrumente ist, zumal wenn sie mit Nägeln gespielt werden, hell und durchdringend, was sie für das Continuo-Spiel vorzüglich geeignet macht. In der Nähe allerdings wirkt er – wie schon Sylvius Leopold Weiß (1684-1750) in seinem Brief an Johann Mattheson bemerkt – „rüde” und „aspern” (rauh).1 Bedingt durch die Deckenkonstruktion der historischen Laute fehlt es ihnen sowohl an Wärme wie an Sustain – unverzichtbaren Qualitäten eines Soloinstruments.2
1 Johann Mattheson: Der neue Göttingische ... Ephorus, wegen der Kirchen-Music ... mit angehängtem Lauten-Memorial ..., Hamburg 1727, S. 118.
2 Sylvius Leopold Weiß merkt in seinem Brief an Mattheson darüber hinaus an, daß die Theorbe und der Arciliuto „zu Galanterie=Stücken (d.h. zum Solospiel) gar nicht zu gebrauchen” sind.