Im historischen Lautenbau finden sich zwei grundsätzlich verschiedene Korpusformen, die wir auch für den Bau unserer Instrumente übernommen haben. Sie unterscheiden sich vor allem hinsichtlich der Relation zwischen Tiefe und Breite des Lautenkörpers. Unterschiedliche Verhältnisse zwischen diesen beiden Parametern können auch zu recht unterschiedlichen Klangrichtungen führen, die Alessandro Piccinini bereits um 1600 als „melodisch“ oder „harmonisch“ beschrieb.
Instrumente mit schmalen und tiefen Korpora klingen demzufolge eher süß und kantabel. Jene mit breiterer und flacherer Form sind brillanter und kraftvoller, wodurch sie sich besser für die Harmonie und den Einsatz im Ensemble eignen. Beide Richtungen haben ihre durchaus eigenen Reize.
breiterer Korpus |
schmalerer Korpus |
Dieselben aus einer bestimmten Bauweise resultierenden, grundsätzlich verschiedenen Klangrichtungen sind auch bei Violinen (Amati – Stradivari), bei Cembali (französische und italienische Cembali) und bei modernen Flügeln (Blüthner – Steinway) anzutreffen. Musiker vergangener Jahrhunderte betrachteten die Existenz dieser beiden unterschiedlichen Klangideale keineswegs als Aufforderung zu einer Grundsatzentscheidung, sondern bemühten sich, an beiden Welten zu partizipieren. Professionelle Streicher des 18. Jahrhunderts zum Beispiel besaßen oft ein schmales, hochgewölbtes Modell des Amati-Typus für die Kammermusik und ein kräftiges Instrument in breiterer und flacherer Bauart für die große Besetzung.
Die Entscheidung für die eine oder andere Korpusform hängt folglich von den Aufführungsbedingungen, dem Stil der aufgeführten Musik und von der individuellen Persönlichkeit des Spielers ab.